Gerade als ich Lucas antworten und gleich danach mit Fragen bombardieren wollte, kam eine junge Frau ins Cafe. Sie kannte Lukas offenbar.

Leicht geknickt, weil ich in Gegenwart einer Fremden viel zu unsicher war, um Luke auszufragen, ging ich erst einmal zu Julia und organisierte Lucas einen Kaffee und seiner Bekannten eine heiße Schokolade.

Ich wollte den beiden Gelegenheit geben, sich in Ruhe zu unterhalten, und hielt mich unsicher im Hintergrund.

"Zoe!" Der Tag wurde immer besser. Kurz nach Mouth war Zoe in den Laden gekommen.

Ich genoß die Vertrautheit während unserer Umarmung und sah Zoe dann aus einem guten Meter Entfernung von oben bis unten an. "Gut siehst du aus!"

Dann musste ich lachen. "Ich habe keine Andere! Aber..." - meine Miene verdüsterte sich - "...ob ich Peyton 'habe', da habe ich so meine Zweifel. Wir kommen immer noch nicht weiter.
Und jetzt liegt sie im Krankenhaus, hat mir Brooke vorhin erzählt,..." - nun musste ich wieder lächeln - "...die jetzt vermutlich böse auf mich ist. Aber das geht vorbei."

"Ich wollte deinen Freund nicht verscheuchen! Tut mir echt Leid!" Unsicher schaute ich ihm hinterher und wandte mich dann wieder an Luke. "Danke, danke! Du siehst auch nicht schlecht aus!", lachte ich. "Mensch Lucas! Wie lang soll das denn noch so weitergehen? Seit ich dich kenne schleicht ihr ständig umeinander herum. Könnt ihr nicht endlich zur Ruhe kommen, euer Leben genießen und... einfach zufrieden sein? Oder wird's euch ansonsten zu langweilig?" Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, wie lange das noch so weitergehen würde, musste jedoch trotzdem grinsen. Als Luke weitersprach und mir erzählte, dass Peyton im Krankenhaus lag, gefror mein Grinsen auf der Stelle. "Was?! Sie liegt im Krankenhaus? Was ist los, was ist passiert? Ist ihr irgendetwas schlimmes zugestoßen? Und wieso bist du dann noch hier und nicht bei ihr?"

"Du hast Mouth nicht verscheucht, er ist manchmal etwas zurückhaltend. Komm doch mal her, Mouth.
Das ist Zoe, meine Tante! Hör' auf zu grinsen, sie ist wirklich meine Tante. Das ist keine Ausrede.
Mouth ist Radiomoderator, Zoe. Aber er hat nichts dagegen, wenn wir beide uns jetzt erstmal unterhalten."

Ich wandte mich wieder an Zoe.

"Weißt du, als ich hörte, dass sie im Krankenhaus ist, wollte ich erst gleich hinrasen. Aber dann wurde mir klar, dass ich das immer so mache. Immer, immer renne ich hinter Peyton her.
Ich bin nämlich nicht um sie herumgeschlichen, sondern habe um ihre Hand angehalten! Sie schleicht auch nicht, sie rennt! Leider vor mir weg."

Ich schüttelte den Kopf. "Sie hat etwas mit der Schwangerschaft. Genaues weiß ich nicht. Ich hoffe, ich sehe Brooke bald und sie kann es mir genauer erklären."

"Aha, das ist also Mouth. Hey Mouth!", rief ich ihm zu. "Hab mal von ihm gehört.", sagte ich an Luke gewandt. "Kam er nicht auch in deinem Buch vor?", erinnerte ich mich.

"Ja Luke, aber das würde sie doch genauso machen, wenn du im Krankenhaus wärst! Du kannst doch nicht einfach hier stehen und so tun, als würde dich das alles nichts angehen! Weißt du etwa nicht mehr, wie es war, als du im Krankenhaus warst? Sie war die ganze Zeit bei dir und hat deine Hand gehalten. Kein einziges Mal ist sie von deiner Seite gewichen. Egal, wie euer Verhältnis gerade ist, du solltest bei ihr sein!"

"Brooke, ja? Wie wärs, wenn du ins Krankenhaus fährst und die Ärzte fragst oder Peyton selbst, wenn sie wach ist?", schlug ich vor.

Zoe wirkte geradezu aufgebracht. Ich wußte, dass die meisten meiner Freunde nicht verstehen würden, was los war. Aber ich wollte, dass Zoe mich versteht.

"Ja, wenn ich im Koma läge, dann würde Peyton bei mir sitzen. Aber was, wenn ich aufwachte?
Dann würde sie verschwinden. Dann müsste sie nämlich mit mir reden. Und müsste sich vielleicht festlegen...
Ich weiß mir einfach keinen Rat mehr, Zoe. Ich brauche eine Pause, und da denke ich mal nur an mich! Ist das ungewohnt?"

"Nein, ich weiß auch nicht.", antwortete ich leicht verunsichert. "Ich weiß echt nicht, was ich dir noch sagen soll. Ich kenne Peyton nicht sonderlich gut und kann die Situation daher nicht wirklich einschätzen. Ich weiß nur, dass ich alles stehen und liegen lassen würde, wenn es mein Freund wäre, der im Krankenhaus liegt. Aber wenn du denkst, es ist das richtige, dann wird es wohl so sein. Ich bin immer auf deiner Seite, was du auch tust, das weißt du doch!"

Ich war froh, dass Zoe das sagte. Ich sah sie ruhig an und nickte langsam.

"Peyton wird wieder gesund werden. Vielleicht bringt sie dieses Ereignis aber zu einer Einsicht...
Aber wir müssen nicht die ganze Zeit über P. Sawyer reden. Ich höre bestimmt bald von Brooke, dann weiß ich Bescheid.
Wie geht es dir und Austin?"

"Wenn du das sagst...aber bist du dir auch wirklich sicher? Ich meine, sie liegt im Koma! Sie braucht vertraute Stimmen um sich herum.", startete ich einen letzten Versuch. "Weißt du, die meisten wachen erst wieder auf, wenn sie verarbeitete haben, was sie beschäftigt. Wenn du bei ihr bist und mit ihr sprichst, vielleicht wacht sie dann ja schneller auf..."
"Na gut, reden wir über etwas anderes." Als Brookes Name fiel, zog ich die Augenbrauen hoch. "Das sagtest du schon." Ich wollte nicht weiter darauf eingehen und war froh, dass er selbst das Thema gewechselt hatte. "Uns geht's super. Wir hatten eine Zeit lang keinen Kontakt, aber im Moment ist alles in Ordnung. Wie läufst bei dir so?"

Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, Zoe, ich bin mir überhaupt nicht sicher. Aber ich möchte es trotzdem versuchen!
Und demnächst besuche ich sie ja, vielleicht wacht sie gerade dann auf."
Ich fasste zusammen: "Sonst gibt es bei mir keine Neuigkeiten. Der alte Lucas, die alte Beziehung... jetzt bin ich wegen Mouth hier.
Seid ihr eigentlich auch schon verlobt, Austin und du?"

"Oder sie wacht schon vorher auf und fragt sich, wo ihr Verlobter abgeblieben ist.", schloss ich die Unterhaltung ab. Lucas wollte nicht mehr über Peyton reden und das hatte ich zu akzeptieren. "Mouth, ist er es, den du mir vorstellen wolltest?", erkundigte ich mich und hielt Ausschau nach ihm. "Verlobt. Austin und ich? Wie kommst du denn darauf?", fragte ich ihn entgeistert und schüttelte den Kopf. Nicht, dass ich die Idee abwegig finden würde. Ich hatte bloß noch nie darüber nachgedacht, schließlich war es noch viel zu früh, um sich solche Gedanken zu machen. Oder etwa nicht? "Nein, wir sind nicht verlobt!"

"Schade, ihr passt gut zueinander. Aber was nicht ist..." Ich verdrängte den Gedanken an Peyton und sah Mouth zu, der an seinem Notebook arbeitete.
"Ja, Mouth wollte ich dir zeigen. Aber nochmal zu Peyton. Es geht jetzt schon so lange... sie läßt mich nur ganz kurz an sich heran, und dann verschwindet sie gleich wieder. Das ist keine Grundlage, um miteinander glücklich zu werden."

Ich nippte an meinem Kaffee und tippte rasch eine SMS an Hales. Zoe sah mich strafend an. Ich erklärte: "Haley hat mir auch wegen Peyton geschrieben. Keine Ahnung, was ich machen würde, wenn Peyton jetzt hereinkäme, aber ich werde noch nicht ins Krankenhaus eilen.
Gut, dass du mit Austin mehr Glück hast. Wohnt ihr denn schon zusammen?"

Ich hatte mich während des Gespräches zurückgehalten und an meinem Computer gearbeitet; zwischendurch war ich stumm an den Tisch der beiden zurückgekehrt und hatte zugehört.

Wie immer in Gegenwart solcher Schönheiten, wie Lucas Bekannte eine war, war ich gehemmt und wagte nicht, den Mund zu öffnen.
Ich wusste nicht wieso, aber zu hören, dass das Mädchen mit jemandem zusammenwohnte, gefiehl mir nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich sie zu jung dafür fand?
In meiner Verwirrung hatte ich ihre Antwort gar nicht abgewartet, sondern war gleich davon ausgegangen, dass die beiden eine Wohnung teilten...

Da ich neben Lucas stand, konnte ich den Text der SMS lesen, die er gerade von Haley bekam. Offenbar war Peyton aufgewacht.

Ob es daran lag, dass mir an Lucas' Beziehung zu Peyton etwas lag, nachdem ich die beiden so viele Jahre in ihrem Umeinander-Kreisen erlebt hatte, oder ob mir der Gedanke angenehm war, mit Zoe alleine zurückzubleiben, weiß ich nicht.
Jedenfalls bekam ich meinen Mund plözlich wieder auf.

"Luke, siehst du! Peyton ist aufgewacht. Du hast deinen Willen gehabt, und sie war alleine, als sie aufwachte. Jetzt spring' über deinen Schatten und fahre ins Krankenhaus!"

Ich war aufgeregt. "Weißt du, wer jetzt fehlt? Whitey! Der Coach würde dir gründlich den Kopf waschen. Wenn er jetzt hier wäre, würde er dich packen und mit einem Tritt in den Hintern Richtung Krankenhaus befördern.
Also geh' schon!"

Mein Blick wanderte zwischen dem aufgeregten Mouth und der mich aufmunternd anlächelnden Zoe hin und her. Dann sprang ich.

"Gut, ich lasse euch jetzt alleine. Ich melde mich aber mal aus dem Krankenhaus... nein, ich komme so schnell wie möglich zurück.
Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Zoe. Und du wolltest mich interviewen, Mouth. Das muss dann warten. Vielleicht kannst du in der Zwischenzeit herausfinden, wo Whitey steckt?"

Ich lachte. "Ich habe ewig nicht von ihm gehört, und - ja, er fehlt mir irgendwie. Also macht es gut, bis bald!"

Schon war ich unterwegs. Auf der Fahrt antwortete ich auf Haleys SMS.

-> nach: Innenstadt, Krankenhaus

"Das ist die richtige Entscheidung, Luke! Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst! Und versöhn dich mit Peyton!", rief ich ihm hinterher und war froh, dass ich nicht mehr über Austin reden musste. Nachdem Luke gegangen war, schaute ich erwartungsvoll zu Mouth. "Du bist also Mouth!", sagte ich schließlich, um die aufkommende Stille zu überbrücken. "Wo kommt der her, dein Name?", erkundigte ich mich.