Ich stand hinter dem Tresen meines neueröffneten Stehcafés. Es war einfach eingerichtet, viel Geld hatte ich nicht. In dem kleinen Raum auf der anderen Seite der Theke standen zwei kleine, runde Stehtische. Das Café war karg geschmückt mit ein paar Blumen und kleinen Bildern an den Wänden. Die Bilder hatte ich aus New York mitgebracht und zum Teil vorher schon aus Hamburg, wo ich vor ein paar Jahren mein Abitur gemacht hatte.

Im Sortiment führte ich außer verschiedenen Kaffeespezialitäten noch belegte Brötchen, heiße Würstchen und ein paar Salate. Die Speisen bereitete ich in dem kleinen Bereich hinter dem Tresen selber zu. Dort gab es neben der Kaffeemaschine noch zwei Kochplatten und eine Spüle sowie die Tür zu dem winzigen WC mit Dusche. Was niemand wissen durfte - ich schlief auch in diesem Raum. Nachts zog ich die Vorhänge zu und rollte hinter dem Tresen, wo mich niemand sehen konnte, eine Iso-Matte aus. Deshalb standen neben mir auf dem Boden auch eine kleine Lampe und mein Notebook, daneben lagen ein paar Bücher.

Ich trat an den Rand meines "Reiches". Dort gab es ein Fenster zur Straße mit extrabreitem Fensterbrett, an dem ich Coffee to go verkaufen wollte. Im Fenster hing eine Preisliste. Irgendwann wollte ich draußen vor dem Fenster noch einen dritten Stehtisch aufstellen. Jetzt stand nur eine kleine Werbetafel auf dem Gehweg.

Ich mochte es, dass ich durch das Fenster die Leute auf der Straße beobachten konnte. Dort gab es meistens etwas zu sehen, und auch wenn ich gerade alleine im Laden war, fühlte ich mich nicht einsam. Neugierig blickte ich hinaus und wartete, was mir mein neues Leben bringen mochte.

-> von: Innenstadt, Bar, Das Tric

Ich betrat das Stehcafé. Hinter dem Tresen stand eine junge Frau. Sie sah mich freundlich, aber auch ein wenig scheu an. Ich sagte: "Guten Tag!"

Während ich zum Tresen ging, schaute ich mir die spärlichen Auslagen an. "Ich hätte gerne einen großen Kaffee und eines von den Brötchen. Das linke dort, mit Käse und Gurke."

Ich brauchte auch etwas festeres im Magen. Der Friedhof saß mir noch in den Knochen. "Könnten sie mir auch ein Würstchen heiß machen, bitte?"

---> von Clothes over Bros

Als ich so durch sie Straßen von Tree Hill schlenderte, fiel mir etwas Neues auf, dass ich vor meiner Abreise nach New York noch nicht gesehen hatte. Es war ein kleine Stehcafe, dass von außen sehr nett aussah. Ich beschloss rein zu gehen, um mir einen Kaffee zu hohlen, nach dem ich mich schon den ganzen Tag sehnte. Drinnen war noch ein gast, der mir etwas bekannt vor kam. Und dann erinnerte ich mich wieder. Es war der junge Mann, den ich gestern zusammen mit Rachel im Cafe gesehen hatte. Er stand an einem der Stehtische und aß etwas. Ich konnte mich bei bestem Willen jedoch nicht an seinem Namen erinnerte, was mir äußerst peinlich war, weil ich mir doch sonst so viele Dinge merken konnte.
Ich stelle mich an den Tresen und bestellte erst einmal.
"Einen Kaffee bitte." sagte ich zu der nett wirkenden Frau hinter'm Tresen.

Gleich zwei Gäste hatten kurz hintereinander das Café betreten. Ich hatte den jungen Mann zurückgegrüßt, dabei waren mir seine netten, warmen Augen aufgefallen. Er hatte gleich bestellt, so konnte ich kaum ein Wort mit ihm wechseln. Er nahm Brötchen und Würstchen an einen Tisch mit. Während ich ihm in einem Porzellanbecher den Kaffee zubereitete, sah ich zu ihm hinüber, traute mich aber nicht, ihn anzusprechen.

In diesem Augenblick kam eine Frau in den Laden. Sie wirkte ziemlich selbstsicher und zielstrebig, und obwohl sie den Mann offenbar ebenfalls bemerkte - jedenfalls stutzte sie kurz -, kam sie gleich zu mir und bestellte einen Kaffee. "Einen Moment bitte. Ich muss erst den Kaffee für den Herrn fertigmachen."

Ich stellte den ersten Kaffee zunächst auf die Theke und begann, den zweiten Kaffee zuzubereiten. Ich fragte die Frau: "Ich mache ihnen einen Pappbecher, dann können sie ihn mitnehmen. Aber sie können ihn auch sehr gerne hier drinnen trinken. Wie wollen sie ihn denn haben, mit Milch oder Zucker oder mit allem oder ganz pur? Und was ist ihr Lieblingstier?" Ich merkte, dass mir bei der Frage nach der Zubereitung noch die Übung fehlte.

Während ich an meinem Brötchen knabberte und auf den Kaffee wartete, war Millicent aufgetaucht. Als sie in den Raum kam, hatte ich sie zunächst gar nicht registriert; um so mehr stockte mir der Atem, als ich sie bemerkte. Sie hatte mich aber nicht gesehen, sondern stand an der Theke vor der Besitzerin des Cafes und hatte sich ebenfalls einen Kaffee bestellt.

Ich überlegte, ob ich mich bemerkbar machen sollte, aber die sympathische Frau, von der ich annahm, dass ihr das Cafe gehörte, stellte ihr eine unerwartete Frage. Leicht verwirrt und mit gespitzten Ohren erwartete ich Millys Antwort.

Die, wohl mögliche, Ladenbesitzerin fing plötzlich an mir viele Fragen zu stellen, womit ich nicht gerade gerechnet hatte, weil ich ja nur einen Kaffee bestellt hatte.
"Ähm..." ich überlegte noch kurz, ob ich nicht dort bleiben sollte, um mit dem jungen Mann zu sprechen, deren Namen ich vergessen hatte. Denn es wäre doch ziemlich unverschämt, ihn zu ignorieren, da ich beim Rüber schauen sah, dass er mich deutlich wiedererkannt hatte.
"Ich trinke meine Kaffee hier und bitte mit Milch und ohne Zucker" sagte ich schließlich. Bei der letzten Frage war ich mir nicht sicher, ob sie ernst gemeint war, deshalb fragte ich nochmal nach.
"Wie war die letzte Frage?"

Auch diese Kundin war irritiert. Ich wiederholte meine Frage: "Ich würde sie bitte, dass sie mir ihr Lieblingstier verraten. Hund, Katze, Goldfisch, Giraffe. Ich habe hier zur Eröffnung eine kleine Aktion laufen, wissen sie."

"Keine Angst, nichts schlimmes!", lachte ich. Und erklärte: "Mein Café ist noch ganz neu."

Ich dachte an meine Finanzen. "Ich muss mich schnell etablieren."

Ich goss reichlich frische Milch in den Kaffee und reichte ihr den Becher. Dann sah ich sie fragend an.

Ich wusste zwar nicht was diese Frage zu bedeuten hatte, aber wenn ich ihr damit eine Freude macht, beantwortete ich sie gerne.
"Ich denke mal Hunde sind meine Lieblingstiere" sagte ich und nahm lächelnd den Kaffee entgegen.
Nun drehe ich mich um und ging etwas verunsichert zu dem jungen Mann rüber, der immer noch man Tisch stand und aß.
"Hey, du bist doch ein Freund von Rachel, oder?" fragte ich, als ich mich zu ihm stellte. "Wir haben uns doch gestern gesehen" fügte ich noch hinzu.

Millicent war zu mir an den Tisch gekommen. Mir fehlten fast die Worte.

"Hallo Milly!" Ich strahlte sie an. "Ja, stimmt, du erinnerst dich an mich? Ich bin ein Freund von Rachel. Ich kenne sie von früher, ich bin in Tree Hill aufgewachsen. Aber jetzt war ich lange nicht in der Stadt."

Ich hatte in einem Karteikasten gekramt und eine Karte hervorgezogen. Dann nahm ich den Kaffee vom Tresen, den ich für den Kunden vorbereitet hatte, und brachte ihn an dessen Tisch.

"Hier, bitte, ihr Kaffee.", lächelte ich den jungen Mann unsicher an. Dann wand ich mich der Frau zu. "Vielen Dank, ich habe hier eine Aktion laufen, damit die Leute sich mein Café merken. Jeder Kunde bekommt eine Karteikarte mit, auf der ein Spruch oder ein Zitat zu seinem Lieblingstier steht. Zum 'Hund' bekommen sie diese Karte."

Ich hielt ihr die Karte hin, auf der stand: "Es gibt zwei Arten von Menschen. Katzen-Menschen verkriechen sich, wenn sie spüren, dass sie sterben, Hunde-Menschen kommen dann angelaufen."

Dann faßte ich mir ein Herz. Ich war neu in der Stadt und kannte niemanden. "Übrigens, ich bin Julia. Julia Land."

Grade als ich ihm antworten wollte,kam Bedienung zu uns an den Tisch und gab mir eine Karte in die Hand. Sie erklärte mir, dass dort ein Spruch zu meinem Lieblingstier, dem Hund, drauf stand. Es war ein netter Spruch und irgendwie wie auch wahr. Die Idee fand ich wirklich gut. Damit würde mir ihr Cafe bestimmt in Erinnerung bleiben.
"Oh, Dankeschön" sagte ich und schenkte ihr ein Lächeln, dann wandte ich mich wieder dem jungen Mann zu.
"Ähm... tut mir wirklich Leid, dass ich fragen muss, aber wie war dein Name noch gleich?" Das musste wohl irgendwann kommen. Ich kam mir total oberflächlich vor,als ich das fragte, aber ich hoffe nur, dass er das nicht so auffasste.

Ich sah der Kellnerin noch nach, als diese wieder zum Tresen ging. Sie hatte mir den Kaffee hingestellt, ohne mich nach meinem Lieblingstier zu fragen.

"Mouth. Das bin ich. Mouth Mc Fadden." Ich lachte Milly an. "Also eigentlich Marvin Mc Fadden, aber alle nennen mich Mouth. Ich rede gerne!" Mir fiel die Nacht auf dem Friedhof ein und was ich mir dort überlegt hatte. "Ich habe zuletzt in New York als Moderator für einen kleinen Lokalsender gearbeitet, und nun bin ich hier in der Stadt meiner Kindheit. Ich möchte einen kleinen Radiosender aufmachen. Ein kleines Webradio."

Ich nahm einen Schluck Kaffee. "Einen Ein-Mann-Betrieb." Nach einer kurzen Pause fügt ich hinzu: "Und du bist Milly, stimmts?"

Er nahm es wohl nicht so schwer und stelle sich mir als Mouth vor, oder auch Marvin.
"Mouth ja!?" sagte ich und musste dabei etwas lächeln. "Das hört sich echt nett an war du machst" fügte ich noch hinzu.
"Ja ich bin Milly, also eigentlich Millicent. Wenn du hier aufgewachsten bist, kennst du Brook bestimmt auch, oder?" fing ich das Gespräch an.

Ich musste lachen. Es war irgendwie typisch, dass ein beliebiger Mensch in meinem Alter, mit dem man in hier in Tree Hill ins Gespräch kam, als erstes nach Brooke fragte.

"Klar kenne ich Brooke. Schon seit ein paar Jahren... da gibt es viele Geschichten!" Ich schwieg versonnen. "Ich bin ihr, seit ich wieder in der Stadt bin, allerdings noch nicht begegnet. Auch sonst niemandem, den oder die ich kenne, außer Rachel natürlich. Ich würde gerne wieder mal Lucas treffen, kennst du den auch? Und woher kennst du Brooke?"