Wir unterhielten uns so lange, bis es schon langsam wieder hell wurde. Die Anderen brachen auf, da es Zeit für Chase Beerdigung war. Ich überlegte, ob ich nicht auch hingehen sollte, doch schließlich entschied ich mich dagegen. Ich hatte Chase nicht gekannt und es wäre sicherlich merkwürdig, wenn ich da auftauchen würde. Außerdem kamen schlechte Erinnerungen wieder hoch, wenn ich an Beerdigungen dachte. Ich blieb einige Stunden einfach nur im Sand sitzen und beobachtete das Meer. Irgendwann war ich wohl eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte, war bereits Abend und ich war voller Sand. Also stand ich auf, befreite mich von den Sandkörnern und machte mich auf den Weg nach Hause.

nach: Haus von Lindsey

Währenddem Gespräch war ich ziemlich abgelenkt und beschloss dann aufzubrechen, ab nach Hause, dachte ich mir, schliesslich musste ich noch mein Zeugs auspacken...

>> Elena Gilbert

von: Haus von Lindsey

Ich ließ mich in den Sand fallen und beobachtete das Meer. Das Rauschen des Wassers hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, doch ich zitterte immer noch am ganzen Körper. Langsam kam die Erinnerung an meinen Alptraum wieder hoch und Angst durchströmte mich. Ich hatte von einer Hütte geträumt, es war dunkel und kalt. Überall um mich herum waren Schatten. Sie verschwammen vor meinen Augen und umso mehr ich mich anstrengte, sie zu erahnen, desto schwerer fiel es mir. Sie entglitten mir und zurück blieb nur die Angst.

Ich hatte tagelang in Max Haus gesessen und konnte die ganze Zeit nur an Zoe denken. Ich wusste, dass es falsch war, dass ich nicht mit ihr redete, aber ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen. Jetzt lief ich am Strand entlang, um mal an die frische Luft zu kommen. In einiger Entfernung sah ich plötzlich Zoe. Ich wollte erst umkehren, doch entschied mich dann dagegen. Ich ging auf sie zu und als ich kurz vor ihr stand, sah ich, dass sie zitterte. Ich fragte mich, woran es wohl lag, denn besonders kalt war es nicht. Ich setzte mich neben sie und sah aufs Meer. "Hey." sagte ich zu ihr, da sie mich noch nicht bemerkt hatte. "Tut mir Leid, dass ich in den letzten Tagen so blöd zu dir war."

Mit der Zeit hatte ich mich etwas beruhigt, doch ich zitterte immer noch leicht, als mich plötzlich jemand ansprach. Ich fuhr zusammen und drehte mich langsam um, während ich mir die Tränen wegwischte, die sich in meinen Augen gebildet hatten. "Austin?", flüsterte ich. Träumte ich etwa oder stand er tatsächlich hier vor mir. Ich hatte ihn seit Tagen, die mir wie Wochen erschienen waren, nicht mehr gesehen und wie sehr ich ihn vermisst hatte, merkte ich erst jetzt. "Was machst du hier?", fragte ich ihn verwundert.

Ich nahm Zoe in den Arm. Jetzt, wo ich bei ihr war, wurde mir erst richtig bewusst, wie sehr sie mir gefehlt hatte. Ich hätte nie so blöd sein dürfen und einfach mit ihr reden sollen, dann wäre das alles nicht gewesen. Aber jetzt war es zu spät und ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen. "Eigentlich wollte ich einfach nur mal frische Luft schnappen. Und dann hab ich dich gesehen." erzählte ich.

Ich lehnte mich an Austin an, der mir so vertraut vorkam und andererseits doch so fremd. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte, also schwieg ich. Ich hatte immer noch solche Angst und konnte selbst nicht sagen, wovor. Ich lauschte seinen Worten und nickte. "Okay.", flüsterte ich und schloss die Augen. Ich hatte so viele Fragen an ihn. Wieso hatte er sich so lange Zeit nicht gemeldet? Wieso hatte er mich mit meiner Angst alleine gelassen? All das wollte ich von ihm wissen, doch ich brachte kein Wort heraus.

Es war wirklich schön, sie wieder in meiner Nähe zu wissen. Ich wusste, dass ich mich nicht noch einmal so verhalten würde, wie in den letzten Tagen, wenn sie mir noch eine Chance geben würde, doch ich wusste nicht, wie ich all das formulieren sollte, was ich dachte. Ich sah sie an. "Kannst du mir verzeihen, dass ich in den letzten Tagen solch ein Idiot war? Und würdest du mir noch eine Chance geben? Ich werde mich auch nie wieder so verhalten." versprach ich. "Ich hatte einfach nur Angst und war unsicher, weil dir dieser Typ so wichtig zu sein schien und du hast nie bestritten, dass du ihn liebst und ..." Ich stockte. "Es tut mir wirklich Leid, Zoe."

Ich hätte ihm gerne gesagt, dass alles wieder gut werden würde und wir einfach alles hinter uns lassen können, doch so einfach ging das nicht. Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte und ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, also schaute ich auf meine Hände.
Bei seinen nächsten Worten wurde ich hellhörig. "Du hast mich auch niemals danach gefragt, ob ich ihn liebe. Denn wenn du es getan hättest, dann hätte ich dir geantwortet, dass ich nur dich liebe.", sagte ich und erneut bildeten sich Tränen in meinen Augen. "Aber jetzt...ich weiß auch nicht. Jetzt ist alles anders."

Ich hörte ihr zu und mir entging auch nicht, wie sie mir bewusst nicht in die Augen sah. Als sie zu Ende gesprochen hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass ich das mit ihr ein für alle mal versaut hatte und das trieb auch mir Tränen in die Augen, doch ich unterdrückte sie. Ich würde jetzt nicht auch noch vor ihr anfangen zu weinen. "Heißt das, ich soll gehen und du willst mich erst mal nicht mehr sehen?" fragte ich sie tonlos.

Ich schaute wieder hoch zu Austin und versuchte Blickkontakt zu ihm aufzubauen. "Nein.", antwortete ich schnell. "Bleib hier! Bleib doch einfach hier... also nur wenn du willst.", sagte ich unsicher. "Ich möchte nicht allein sein.", sagte ich leise. Ich hatte Angst davor, dass er wieder gehen würde und mich verlassen würde, schon wieder. Davor, dass ich wieder alleine war.

Ich fing ihren Blick auf und sah ihr in ihre wunderschönen Augen. Sie sahen traurig aus und ich wusste genau, dass ich daran nicht ganz unschuldig war. "Wenn du das möchtest, dann bleibe ich auch gern bei dir. Aber wenn du lieber Linds oder so hier hättest, dann könnte ich sie auch anrufen." bot ich ihr an. Ich wusste ja nicht, was der Grund dafür war, dass sie nicht allein sein wollte.

"Ja, das möchte ich.", antwortete ich. "Wirklich. Lass uns einfach nur hier sitzen und... aufs Meer schauen.", schlug ich vor. Auch wenn ich es mir selbst nicht eingestehen wollte, so war ich ziemlich froh darüber, dass Austin hier war. Er hatte mir ziemlich gefehlt und ich wollte nicht, dass er wieder ging. Diesmal wäre es endgültig und ich würde wieder einmal nichts daran ändern können. Ich wäre genauso hilflos, wie auch schon in den letzten Tagen und so wollte ich mich nie wieder fühlen.

"Okay." sagte ich und war froh, dass sie mich nicht sofort wegschickte. Denn das hätte bedeutet, dass es vorbei war - und diesmal endgültig. Ich würde alles dafür tun, dass es soweit nie kam, nur war es jetzt dafür wohl leider ein wenig spät. Aber statt aufs Meer zu schauen sah ich zu Zoe. Sie war genauso hübsch wie immer, nur wirkte sie nicht mehr fröhlich sondern traurig und bedrückt. Aber ich hatte Angst davor, sie zu fragen, welchen Grund dies hatte.

Ich bemerkte, dass Austin zu mir schaute, doch ich blickte weiterhin aufs Meer und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Ich wollte, dass alles wieder so war, wie früher. Doch so würde es wahrscheinlich nie wieder sein. Ich schaute weiterhin stur geradeaus und versuchte, nicht zu Austin zu schauen. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich konnte es einfach nicht in Worte fassen. Er hatte mir unglaublich gefehlt und ich würde ihn wahrscheinlich immer lieben, auch wenn ihm das gar nicht bewusst war. Er bedeutete mir einfach viel zu viel, als dass ich damit aufhören könnte. Ich brauchte nur Zeit, um ihn erneut in mein Leben zu lassen und ihm vertrauen zu können. Ich drehte mich zu ihm herum und griff nach seiner Hand. Es tat gut, so nah bei ihm zu sitzen und doch schien er viel zu weit weg zu sein.